Aus  Sicht der CDU-Kreistagsfraktion besteht bei einer Reihe von Fragen im  Zusammenhang mit der Reaktivierung der Bahnlinie zwischen Korbach und  Frankenberg noch erheblicher Klärungsbedarf. „Einige davon haben wir in  einer Großen Anfrage mit der Bitte um Beantwortung an den Kreisausschuss  gerichtet“, so Fraktionsvorsitzender Karl-Friedrich Frese. Eine  grundsätzliche Frage habe die CDU-Fraktion vorangestellt: „Aus welchen  Gründen wurde seinerzeit der Bahnbetrieb auf der Strecke stillgelegt?“  Grund hierfür könne wohl kaum eine Wirtschaftlichkeit der Strecke  gewesen sein. In diesem Zusammenhang frage nun die CDU-Fraktion, was  sich an der fehlenden Wirtschaftlichkeit inzwischen geändert habe.  Schließlich hätte eine Nutzen-Kosten-Untersuchung im Jahr 2007 einen  negativen Wert unter 1,0 ergeben. In 2012 jedoch gehe man in einer  zweiten Bewertung von einem positiven Ergebnis von 1,18 aus. Der  Finanzpolitische Sprecher Rainer Opper hierzu: „Der Landrat hat bis  heute nicht erklärt, warum die zweite Beurteilung besser ausfällt,  obwohl sich am Sachverhalt nichts geändert hat.“
Auch  naturschutzrechtliche Fragestellungen warteten noch auf Klärung. „Ist  der Baum- und Strauchbewuchs entlang der Bahnstrecke, der sich im Laufe  der Zeit entwickelt hat und nun wieder weichen muss,  naturschutzrechtlich bewertet worden?“ Es habe sich möglicherweise eine  schützenswerte Kleintierfauna sowie eine kleinbiotopische Flora  entwickelt. Rainer Opper: „Sind für das Entfernen, wie auch bei allen  anderen gleichgelagerten Fällen, Ausgleichsmaßnahmen geplant und sind  diese in den Baukosten enthalten?“
  Weiterhin  seien im Rahmen der geplanten Ortsumgehung Dorfitter  naturschutzrechtliche Fragen untersucht worden, die auch im Zusammenhang  mit der Bahnreaktivierung relevant sein könnten. So sei im  Planfeststellungsbeschluss vom 30.05.2009 auch eine Aussage zu  Fledermauspopulationen getroffen worden. Diese gebe es in der  Siegfriedhöhle bei Obernburg und in der Dalwigker Höhle. Opper: „Wenn  man weiterdenkt, liegt es nahe, dass auch die Tunnel, wie zum Beispiel  der Tunnel bei Bromskirchen, mit Fledermauspopulation belegt sein  könnten.“ Daraus ergebe sich die Frage, ob die Bahntunnel nach  Fledermauspopulationen untersucht worden sind. Falls nicht, müsse man  sich fragen warum.
  Die  Nutzung der Bahnstrecke, auch durch den Güterverkehr, sei sowohl von  dem das Gutachten begleitenden Arbeitskreis als auch durch  Mehrheitsbeschluss des Kreistages befürwortet worden. Auch hier sieht  die CDU-Fraktion Klärungsbedarf: „Ist dem Kreisausschuss bekannt, dass  nur der ÖPNV förderwürdig ist und somit die Einbeziehung des  Güterverkehrs als positiver Faktor bei der Nutzen-Kosten-Untersuchung  die Gesamtfinanzierung gefährden könnte? Ist der Güterverkehr nach dem  bisher geplanten Ausbaustatus überhaupt möglich? Gibt es auf der  geplanten Strecke (außer in Frankenberg und Korbach) nennenswerte bzw.  lohnenswerte Güteranlieferungen sprich potenzielle Bahnkunden? Wie kann  man die Be- und Entladung auf einer eingleisigen Strecke organisieren,  ohne den Verkehr der Personenzüge zu stören?“ Nach dem bisher geplanten  Ausbau sei ein störungsfreier Güterverkehr nur in den Nachtstunden  möglich. Daraus würden sich zwangsläufig auch nächtliche Ruhestörungen  ergeben. Wie man diese minimieren könne und vor allem wer zusätzliche  Kosten tragen würde, sei noch völlig unklar.
  Abschließend  frage sich die CDU-Fraktion, ob sich der Kreisausschuss bereits darüber  Gedanken gemacht habe, wie man durch Zubringerdienste die anliegenden  Gebiete wie zum Beispiel Edersee oder Nationalpark näher an den Zug  bringen könne.
  Hermann  Kubat: „In Anbetracht der vielen offenen Fragen, von denen hier sicher  noch nicht alle von der CDU-Fraktion gestellt sind, hat das Projekt der  Bahnstreckenreaktivierung zwischen Korbach und Frankenberg schon etwas  abenteuerliches an sich.“ Für Abenteuer seien nicht nur die  Kreisfinanzen zu schade.